zum schroettl - erste Erfahrungen - Ostern 1982
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Ostern 1982

Bertl (Scrambler) & Mädi (DKW RT 125/2), Bob, (XL250) & Anja (Vespa 150cc), Conny & Börnie (DKW RT 200/2) 

Ich wohnte damals in einem alten Schulhaus, etwas abgelegen, dafür nur mit eingeschränkter Heizmöglichkeit und daher in der Winterkälte nur bedingt zum Schraube geeignet.  Aber bevor es über den Brenner nach Südtirol gehen sollte, musste ich noch dem rasselnden Geräusch im Primärtrieb auf den Grund gehen.
A
lso die DKW in das  Treppenhaus geschoben, das Getriebeöl abgelassen (natürlich in ein vorbereitetes Gefäß, das meiste zumindest) und den Kupplungsdeckel abgezogen. Das ging ja noch. Primärmutter aufgemeißelt und versucht, die Primärkette abzuziehen. Und trotz intensivens Hämmern,  schlagen und treten ging das Primärritzel einfach nicht runter. Sogar einen Abzieher (Universal, zweiarm) hatte ich mir besorgt - das Biest wollte einfach nicht. Um 1/2 12 nachts ließ ich es dann bleiben und klatschte das ganze Zeug wieder mit neuen Dichtungen und Dirko wieder zusammen. Schließlich musste ich ja morgen zuerst mal wieder nach München in die Arbeit damit.     

Gründonnerstag. Kurz vor dem Achenpaß die erste Panne - das Kupplungsseil der DKW reißt. Kein Problem; ich zücke den vorsorglich besorgten (sicher ist sicher)  Universal-Kupplungsersatzzug der Firma Südmotor und mache mich ans Werk. Schließlich ist er drin, ein bißchen zu lang ist, aber das schadet ja nicht, also zweimal um den Scheinwerfer herumwickelt - Länge kann man nie genug haben. Aber gehen tut er halt ein bißchen schwer. Bertl klärt mich freundlich über ein paar physikalische Grundzüge auf, gemeinsam reduzieren wir die Länge etwas - wow - und schon gehts ohne dass man die Unterarme eines Arnold Schwarzenegger haben muss. 

Am Brenner dann der erste Schutzengel - beim Überholen eines Busses zieht sich die Kurve mehr und mehr zu. Die Fußrasten der DKW sind zum einen starr und begrenzen zum anderen die Schräglagen doch erheblich. Dieses große Busrad, das direkt neben mir mahlt und an dem ich wirklich erst im letzten Moment noch vorbeikomme, das werd' ich wohl nie vergessen.
Brenner, die Grenze, erst die österreichische Fraktion, dann die Italiener und die Motorräder spüren die Hitze und das Feuer des Südens (wahrscheinlich eher das Gefälle) und es macht so richtig Spaß, zu fahren.   

Dafür dann strömender Regen ab Bozen und Bertl's Scrambler will nicht mehr, hat Aussetzer und dergl. Der Unterbrecher wird verdächtigt, der Regler - und dann springt er wieder an, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Schließlich landen wir in Kurtatsch und beziehen unsere Zimmerlen. Bei Rotwein und Äpfeln lassen wir es uns gut gehen.

Schließlich müssen wir am nächsten Tag zum "Cramerotti" nach Roveretto und für Bertls Scrambler irgendwelche Teile holen. 
Doch diese Fahrt steht nicht unter einem guten Stern. Sie läuft nicht gut, die DKW, aber nach Roveretto sind es ja auch nur etwa 80 km. Ich stelle meinen Unterbrecher ein (d.h. vordere linke Fahrerfussraste lockern, zwei lange M6 Schrauben für den Lichtmaschinendeckel aufmachen, Lichmaschinendeckel abbauen, aufpassen, dass der Kupplungsbetätigungsmechanismus sich nicht in den Straßenstaub verabschiedet, Zündkerze heraus, OT ermitteln, Vorzündung durch Einschieben eines Messchiebers oder Liniels ermitteln, Unterbrecher einstellen, kontern und wieder alles zusammenbauen. Darauf achten, dass dieser Druckstift im Kupplungseinrückmechanismus im Lichtmaschinendeckel auch an der richtigen Stelle sitzt, den Seilzug nicht einklemmen und der Rest wie gehabt.

Ich hab diesen Lichtmaschinendeckel viele Male an- und abgebaut, während sich die Damen in den Weinbergen und Obstgärten gesonnt haben. Schließlich fuhr der Bertl alleine zu seinem Cramerotti, wir waren irgendwo kurz nach Salurn und ich hatte es dann auch noch geschafft, dies M4x0,75 Gewinde zu ruinieren. Festkleben mit Loctite - eine Lösung. Leider kannte zu dieser Zeit kaum jemand Loctite in Italien. Bob organisiert schließlich eine ganze Tube Loctite - allerdings stellt sich dann heraus, dass diese flüssige Zeug ein Dichtmittel für Fugen ist... 
Irgendwie kommen wir zurück und a
m Ende des Tages hilft uns dann der Kurtatscher Automechaniker, in dem er den Unterbrecherkontakt einfach festlötet - und es funktioniert.

Sonntags wird dann gewandert - ein Obstbauer "Obst aus Südtirol" führt uns ganz stolz seine Giftspritzmaschine, seine Giftvorräte vor - "sou zwanzg Mol fahrt er da schon" in seinen Obstgarten. Irgendwie schmecken uns dann die Äpfel nicht mehr so gut. 

Montag früh dann Abfahrt Richtung Heimat. Aber sobald die DKW warm ist, läuft sie nicht mehr. Und immer wieder die gleiche Prozedur. Der 19er Schlüssel für die Fußraste, der Schraubenzieher, der 4,5er Schlüssel für den Unterbrecher - alles griffbereit und gut trainiert. Ich fahr schon voraus, während die anderen noch Pause machen, um wenigstens einige Kilometer hinter mich zubringen - und nach 10 Kilometern geht die DKW wieder mit einem "Booooaaaahhh" aus. Vergaserverkleidung demontiert, Schwimmer raus, alles saubergemacht - und die Kiste läuft. 10 kilometer lang. Dann wieder "Boooaahh", rechts ranfahren, aufbocken, Wekrzeug raus.... Der Bertl schafft es gerade noch, den Scrambler abzustellen, bevor er sich über mich und meine DKW im Gras vor lauter Lachen kugelt. 
Polgehäuse runter, Kollektor saubergemacht, Reglerkontakte angeschaut - nach jeder Schrauberaktion > 10 Minuten läuft sie wieder - für 10 Kilometer.

Vor Sterzing dann die Erleuchtung. Dieser wunderschöne blaue Funken, der da zwischen den Unterbrecherkontakten fröhlich blitzt, der gehört gar nicht so! Bertl meint, dass die italienischen Unterbrecherkontakte so nicht blitzen. Und ob's vielleicht der Kondensator ist? Ja geht denn ein bayrisches Motorrad (die DKW war ja aus Ingolstadt) überhaupt mit einem italienischen Kondensator? Der Kondensator wird aus Bertls frisch erworbenen Ersatzteilfundus transplantiert - und das Funken hat ein Ende. Mittlerweile ist der Tag auch schon fortgeschritten, die DKW rennt den Brenner förmlich hinauf und saust auch ordentlich wieder nach Matrei runter. Aber dann machts wieder "Booaah" - diesmal aber mit einer massiven Rauch- und Geruchsentwicklung aus dem Lichtmaschinendeckel. Gut geübt, nehmen wir das Problem zur Kenntnis: Die Polwicklung beseht nur mehr aus nacktem, noch rauchenden Kupferdrähten und auch der Regler schaut nicht mehr so gesund aus (der italienische Kondensator ist noch heil, ebenso der Unterbrecher). Offenbar hatte ich beim Anschluss des Polgehäuses irgendetwas verwechselt...  Tja, das wars. Ich schicke die anderen in die nächste Wirtschaft und fange an, mich schiebenderweise auf den Weg zu machen.

Da bremst neben mir ein dicker BMW mit Anhänger: "Muasst nach Minga und soi i di mitnehma? I muaß bloß no nauf zum Kilometer oans und mein Buam abholn, den hots mit der BMW gschmissn und da Ventildeckl ist brocha und jetztad muassin hoid hoin". Auch der kleine Umweg zu mir und der Transport meiner Freundin ist für ihn kein Problem - "geht scho". Ein echter Engel der Straße, ich sage ihm, dass ich in der nächsten Posthalterei warten und die DKW gut sichtbar hinstellen würde, dass er mich nicht übersieht.

Meinen frustrierten Weggefährten kann ich so mitteilen, dass so für den Heimtransport bereits gesorgt ist und ich die Bemühungen des ADAC Auslandsschutzbriefes nicht in Anspruch nehmen brauche.  

Unser Glück war, dass der "Engel" die Straßenkilometrierung der Bundesstrasse nicht verstanden hatte. Eigentlich ist nämlich der Kilometer 1 ganz unten in Innsbruck - er war aber die Autobahn bis Innsbruck Süd gefahren und hatte daher den Kilometer eins oben am Brenner vermutet - unser Glück. Nach zwei Stunden im beheizten Auto sind wir noch vor allen anderen daheim (dene hoda sauba gstunga).

Und damit endete die erste große Tour mit der DKW. 
Die Reparatur war durch Austausch von Polgehäuse, Batterie und Regler schnell erledigt (ich hatte da schon einen reichhaltigen Fundus an Ersatzteilen).

  

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