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zum schroettl - 2010 Moneglia Ligurien
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2010
Eine Einladung in die Schweiz zum ersten August waren willkommener Anlass nach Italien mal nicht über den Brenner, sondern über einen Schlenker durchs Allgäu, Vorarlberg, Innerhoden und Hörnli zu starten. Sibylle auf ihrer GS, Simon auf der R80, Kilian und Maresa im großen Gespann. Eigentlich sollte Kilian die R80 fahren, aber ein Prüfer vom Tüv hat das erfolgreich verhindert - nächster Termin für die Führerscheinprüfung erst wieder im September.
Eine wunderschöne Ausfahrt mit robert & kirsten, quer übers Züricher Oberland, zum Kloster Einsiedeln, aufs Sattelegg und einfach schön.
Simon muss leider wieder zurück, bei uns vieren gehts weiter Richtung Süden. Vom Hörnli aus sind wir dann über den Kerenzerberg am Walensee entlang (einfach ordentlich die Schweizer, die nummerieren sogar die Parkplätze an der Landstrasse)

über Chur, Thussis, Via Mala,

den Splügenpass runter zum Lago di Como.
Motorradfahren in der Schweiz: Tempo generell 80 auf Landstrassen. Aus oft unerfindlichen Gründen aber auch gerne und oft weniger - ob der Grund die mobile Radaranlage (muss sich ja auch rechnen und die Schweizer langen da ganz ganz ganz grob hin) oder irgendwelchen landesspezifischen Belange sind, erschließt sich meist eher nicht. Aber: Was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sin Nachtigall. Man kann mit dem Gespann überholen und vor allem kann man die Landschaft geniessen. Wenn man so aus Oberbayern kommt und die Weite der Landschaft kennt, wo der Blick über die Hügel zu den Vorbergen und bei schönem Wetter in Hochalpen reicht, ist die Schweiz schon sehr begrenzt. Dafür muss der Blick höher hinauf, in die schroffen Felsen.
Splügen: Die schweizer Seite windet sich unspektakulär auf die Passhöhe. Überholen ist im oberen Bereich mit dem Gespann schwierig, weil das Strässchen recht schmal wird. Dafür kaum Verkehr. Der Autofahrer vor mir, bei dem nach einem Schlag der Rauch aufsteigt, lässt mich dann auch vorbei. Die italienische Seite schraubt sich mit vielen Tunnels und recht engen Kurven den Berg runter - schön zu fahren, wenn man sich auch fürs Gespann mit Gepäck und drei Ausgewachsenen bessere Bremsen wünschen würde. Aber es macht einen Heidenspaß.
Italien. In Sorico schlagen wir unser Zelt auf.

Am nächsten Tag dann weiter über Lecco, Milano (eine tolle Stadtrundfahrt...) weiter nach Serravalle.

Vor dem Tunnel nach Moneglia Wartezeit und erste Gelegenheit, das Meer zu betrachten. Schließlich ist der Tunnel nur alle halbe Stunde offen. Als schließlich das Licht grün leuchtet, geht es in das schwarze Loch. Für Radfahrer und Fußgänger ist der Tunnel gesperrt, Es sind eigentlich 3 Tunnels, alle direkt aus dem Fels gesprengt, nur teilweise beleuchtet. Für LKW ist er gesperrt - er ist halt wirklich nur einspurig. Der weiße Anstrich ist ebenfalls nur rudimentär vorhanden, die Beleuchtung nur teilweise. Insgesamt ist er wohl so fünf Kilometer lang, gelegentlich von "Fenstern" zur felsigen Steilküste unterbrochen. Und es wird zügig gefahren - jeder will ja wieder raus und prompt rauschen wir an der Ausfahrt des Campingplatzes vorbei.

In Moneglia wenden, anstellen und diesmal schaffen wir es, das Loch im Felsen zu finden, durch das wir auf den Platz kommen. Der Platz liegt an der Steilküste - die Terrassen sind in den Felsen gesprengt oder auch mit mittels Holzbohlen balkonweise angelegt. Die Ferienhäuser kleben wie Schwalbennester am Fels - zwischendrin führt noch ein Trampelpfad nach Moneglia, auf dem man mit etwas Gekraxle zu Fuß zum Einkaufen gehen kann.
Das Meer ist herrlich - grün mit Wellen und Gischt. Das Zelt wird mit Felsbrocken und paar Häringen aufgestellt. Von Gras und Erde kann man auf dem steinigen Boden nur träumen.



Am nächsten Tag dann die böse Überraschung: Kilian will die GS anlassen - nix. Batterie getauscht - nix. Anlasser defekt. Anschieben, anlaufen lassen geht bei dem Schotterboden kaum - abgesehen davon, dass die Kuh dann durch einen blöden Zufall im Tunnel ausgeht...
Anlasser ausgebaut - geht ja bei der GS wirklich einfach, aber tote Hose. Also zu viert auf dem Gespann, einkaufen etc.
Am nächsten Tag dann zum "örtlichen" (20 km) in Chiavari,- chiuso per ferie. Die BMW Hotline in Italien erklärt mir auf englisch, dass sie lediglich Pannenhilfe mit Abschleppen organisieren könne. Der nächste Händler ist in Genua. Also auf nach Genua - wollt ich ja schon immer schon hin.
Aus Zeitgründen auf die Autobahn, die mit vielen Tunnels und Brücken die querlaufenden Küstenberge kreuzt. Schließlich wird die Besiedelung auch auf den Hängen immer dichter und der Großraum Genua beginnt.

Großstadt, italienische Verkehrsverhältnisse. Wie durch ein Wunder finden wir den örtlichen BMW Concessionario, aber chiuso per ferie. Eine Werkstätte an der nächsten Kehre, vor der ein Engländer (BSA) steht - mal fragen. 2 Mann, Roller eine Schrauberwerkstatt halt, vertrauenserweckend.

In beiderseitig mangelhaftem italienisch und deutsch versuchen wir, uns zu verständigen.
Er schließt den Anlasser nochmal an, macht nur ein Kreuz darüber, abgeraucht. Valeokrankheit, die Magneten sind im Anlassergehäuse nur geklebt, nicht geklammert. Nach einer gewissen Zeit löst sich die Klebung und vorbei ist es. Er ruft für mich noch im 60 km Umkreis an, versucht noch, eine Unfallmaschine mit intaktem Anlasser ausfindig zu machen. Sibbi hat sich einstweilen verzogen und genießt Sonne und Aussicht über die Altstadt.
Der kleine Turm ist übrigens eine Aufzuganlage fürs nächste Plateau.
Außerdem ist es mittlerweile kurz vor eins und die Frau wartet daheim mit Kindern zum Essen. Wir sollen um vier wiederkommen. Zu Fuß machen wir uns in die Stadt auf. Von der Werkstätte sind es nur ein paar Meter zu einem Alimentari, der warme Fladen mit Käse, Tomaten und Schinken anbietet. Außerdem gibt's Dolci in allen Variationen... Den Berg runter laufen wir aufs Geratewohl Richtung Altstadt / Centro oder das, was wir dafür halten. Der Bahnhof in Brignole mit seinem riesigen Busbahnhof davor gleicht mehr einem Palast und hat noch die originale Innenausstattung aus dem Jahr 1905 - er wurde zur damaligen Weltausstellung gebaut.
Die Fahrkartenschalter sind noch herrlich altmodisch, die ganze Anlage mit viel Liebe zum historichen Detail behutsam erneuert. Die Neuzeit ist zwar präsent, erschlägt aber die ursprüngliche Architektur nicht.

Ob die weiß gewandete Stele eine Verpackung oder bereits das Kunstwerk ist, konnten wir nicht feststellen.
Schräg visavis zum Bahnhof hat man äußerst gefühlvoll einen Hotelneubau hineinkomponiert.


Vorbei am dem Siegestor stampern wir gemütlich Richtung Altstadt.

Im Haus rechts ist übrigens McDonalds untergebracht.
Elegant, nur der unbeschreibliche Lärm ist nicht auf dem Foto erkennbar.

Eine Stadt mit vielen Hügeln - die Häuser aus dem 19. Jahrhundert, hoch, mit den breiten Arkaden und Läden.
Die Architektur ist einfach schön. Und die Dolci erst...

In der Nähe des Theaters finden wir auch noch eine wunderschöne überdachte Einkaufspassage mit gusseiserner Glasdachkonstruktion.


Bis zum Hafen reicht die Zeit leider nicht. Aber ein Eis in einer der berühmten Eisdielen geht immerhin noch.


Den Namen des Grüßaugusts habe ich leider vergessen.

Vorbei an schönen Pforten, die von den beiden flankierenden Fantasiefiguren bewacht werden (war entweder die Questura oder die Polizei)

gehts wieder bergauf zur Werkstatt.

Vier Uhr ist eine relative Zeitangabe. So um halb fünf kommt der Inhaber, aber alle Telefonate bleiben erfolglos. Kein "Avviatore" in Ligurien; auch nicht in Mailand. Nichts zu machen. Ich versuche noch, bei einem Autoricambi einen ähnlichen Anlassertyp zu bekommen, den man nach Austausch des Einrückmechanismus verwenden könnte.
Aber auch der ist nicht lieferbar. Ein kurzer Einkauf beim Supermercato mit allem Notwendigen.
Bei der rückfahrt finden wir noch dieses Spruchband mit der Einladung zum 1. Genueser Oktoberfest
. und gegen Abend sind wir wieder am Campingplatz.
Nun Plan B : Ersatzteilversand durch den Schutzbrief. Telefonat mit dem Büro in München, Rückruf wird zugesagt. di: Telefonische Aufnahme des Schadens. Schadensformular erforderlich. Die Bestätigung eines Fachbetriebes (s.o., chiuso per ferie) kann ich ausreden, Das Schadensformular wird an den Campingplatz gefaxt und wieder zurück. Teil wird bei BMW München angefragt, ist auch lieferbar, Lieferung folgt. Zwei Tage später soll das Teil da sein, ich muss aber auf jeden Fall unbedingt am Platz bleiben, weil ich höchst persönlich unterschreiben muss. Kommt aber nicht, weil der italienische DHL Service den Campingplatz nicht findet. Am Samstag vormitag kommt dann der Padrone vorbei und übergibt mir den Avviatore, den der Packlfahrer ganz ohne Unterschrift dagelassen hat.
Übrigens: Ende September 2011 (als ein gutes Jahr später) kommt ein Schreiben der Schutzbriefagentur mit einer Zahlungsaufforderung
("sicher haben Sie übersehen..."), 376 € kostet das Teil, die Versandkosten nicht eingerechnet, die vom Schutzbrief abgedeckt sind.
Kilian baut den neuen Anlasser ein und die Kuh schnurrt wieder.
Wir sind durch den ganzen Hickhack dort unten nicht groß zum Fahren gekommen - zu viert hat die große Kuh doch ganz schön viel zu schleppen. Ein Ausflug mit der Bahn nach La Spezia, ein paar Mal nach Moneglia oder Sestri Levante zum einkaufen - das wars.
Es gibt ja übrigens auch eine Alternativroute von Moneglia nach Sestri Levante. Die zieht sich kurvig und schmal den Berg hoch und macht auch mit dem Gespann so richtig laune - aber nur solange keiner entgegenkommt oder keiner vor einem herfährt. Der Blick runter nach Moneglia und zum Meer ist zwar wunderschön, die Route ist aber ein ziemlicher Umweg und den Passagieren hat's auch nicht so gut gefallen.
Aber trotzdem: Zu viert auf dem Gespann zieht man schon eine Show ab...

Rückfahrt:
Unspektakulär Autobahn, bis kurz nach Mailand, dann über den Lago di Como nach Lecce bis Sorico, dort Zelteln und über den Maloja,
das Inntal hoch und über Landeck und Garmisch heim.

Maresas Wegbegleiter
und endlich wieder daheim


Der neue Anlasser funktioniert immer noch.
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